Chajm berichtet in seinem Blog über einen Betrugsskandal in Frankfurt:

Im Juni schrieb ich über die möglichen Vertrauensbrüche in Frankfurt: ein Händler (Aviv) soll nicht geschächtetes Fleisch als koscheres verkauft haben. Er soll das Fleisch also geradezu gestreckt haben.

Was ist genau passiert?

Jetzt hat der Betreiber des Geschäfts es zugegeben: Er hat Fleisch umdeklariert. Die Folgen dürften verheerend sein. Viele jüdische Einrichtungen bezogen von dort Fleisch und sind somit ab sofort nicht mehr koscher. Die Jüdische Allgemeine berichtet, die Rede sei von 40.000 Kilogramm umdeklarierten Fleisch.

Es dürfte ähnliche Fälle bei uns Muslimen auch geben. Zumindest kommt es unter ökonomischen Gesichtspunkten oft dazu, das bestimmte Standarts einfach außer Kraft gesetzt werden. Das ist keine Rechtfertigung, aber es erklärt die Sachverhalte. Natürlich kommt auch die Gier und das Profitstreben hinzu. In diesem Fall werden wohl die Gemeinde (und wohl auch die Behörden) die Konsequenzen daraus ziehen und entsprechen sanktionieren.

Warum schreibe ich das? Ich habe als Kommentar auf diesen Beitrag von Chajm folgendes geschrieben:

Es geht hier zwar um Betrug, aber es ist doch nur ein Symptom eines Problems: Das es wenig Juden gibt, die koscher essen. Und die denen es wichtig ist, nehmen weiter Entfernungen in Kauf.
Als Muslim hätte ich ein Angebot. Nun was haben Muslim was die Juden in Deutschland nicht haben? Viele Läden, Supermärkte usw. ein reichhaltiges Angebot und Möglichkeiten einzukaufen, u.a auch Fleisch.
Das Problem der Muslime in BRD besteht darin, das sie wegen ihres Halal Schlachtens Probleme bekommen. Sei es in Behörden oder vor Gericht (wobei hier eigentlich alles gut läuft). Die Umsetzung macht Probleme.

Die Lösung: Hier könnten sich Juden und Muslime entgegenkommen. Warum werden Nahrungsmittel, besonders Fleisch in türkischen, arabischen usw. islamischen Läden nicht einfach nach jüdischen Standarts, also Koscher angeboten?
Denn das jüdische Schächten ist viel strenger als das der Muslime, folglich nach islamischem Recht erlaubt. Somit könnten Juden in vielen muslimischen Märkten einkaufen, weil es ihnen erlaubt wäre. Der Preis wäre angemessen und man müsste nicht lange Strecken zurücklegen um Koschere Läden aufsuchen.
Die Muslime wiederrum hätten somit das Problem mit dem Halal-Schächten gelöst, weil sie hier einfach auf dem Ticket “jüdisches Schächten” ihren Bedarf decken könnten.
Eine Win-Win Situation. Wie das alles im Detail dann gemacht wird, das müssten dann jüdische und islamische Organisationen unter sich ausmachen. Die Haltung der Tiere, Beschaffung von Fleisch, Schächten, Prozeduren usw.

Das ist eine spontante Idee, die sicherlich ihre Ecken und Kanten hat, aber wenn man es will, geht alles.
Was sagt ihr dazu?

 

Es stellt sich mir wirklich die Frage, warum sich Juden und Muslime in Deutschland in praktischen Fragen nicht helfen? Warum kommen jüdische und muslimische Funktionäre, aber auch Gelehrte zusammen, die Vorteil des anderen zu nutzen um sich gegenseitig zu helfen? Wir Muslime schlagen uns seit Jahren mit dem Problem des Halals-Schlachtens herum. Rechte die vor Gericht eingeklagt werden, verlieren in der Umsetzung ihre Bedeutung. Hier könnte die jüdische Seite sehr hilfreich sein, im Gegenzug würde man ihnen entgegen kommen. Aus praktischen Problemen erwachsen praktische Lösungen, die vielleicht zu einem besseren Verständnis und Zusammenleben führen könnte.