Geert Wilders wurde freigesprochen. Das war abzusehen und ist auch gut so. Die Äußerung von Ansichten sollte nicht verboten werden. Es ist gut zu wissen, wer so denkt. Damit man sich mit ihm im Diskurs auseinandersetzen kann. Die Meinungsfreiheit kommt auch denen zugute, die anders denken als Geert Wilders. Das sollte man nicht vergessen.

Wenn Wilders verurteilt worden wäre, ja dann gäbs einen Aufstand. Wilders könnte sich als Opfer inszenieren. Die inhaltliche Zustimmung zu Wilders Aussagen würde wachsen. Das er freigesprochen wurde, heisst ja nicht, dass das Gericht seine Aussagen gutheißt. Im Urteil wird auch viele kritisch angemerkt. Nein es heisst nur, dass er das sagen darf und sich noch in einem gewissen Rahmen bewegt. Auch zeigt der Freispruch, das es Schwachsinn ist, wenn Islamkritiker jammern, das man den Islam nicht mehr kritisieren darf.

Der Freispurch bedeutet daher nicht, dass die Kritik an ihm unberechtigt wäre. Im Gegenteil, man kann jetzt den ganzen Rahmen der Meinungsfreiheit ausschöpfen, auch gegen Wilders. Dies ist das Gute an diesem Urteil. Wer von seinen Ansichten überzeugt ist und gute Argumente hat, der braucht jetzt nicht jammern, das Wilders freigesprochen wurde. Für so einen Menschen ist es egal ob er verurteilt wird oder nicht. Als jemand der von Wilders nicht viel hält und ihn gerne zu den Saturn-Ringen schießen würde, ist es für mich ein Graus, dass es überhaupt diesen Prozess gab. Es spricht nicht für jemanden, der sich auch noch darüber freut. Es bedeutet nur, das derjenige nicht sicher in seinen Ansichten ist und seine Unsicherheit mit administrativen Maßnahmen (der Staat, Verbote usw.) überspielen möchte..

Ich stimme Thomas Kirchner von der SZ zu wenn er schreibt:

Doch egal wie dieser Prozess nun ausgegangen ist: Er hätte wohl besser gar nicht erst geführt werden sollen, denn er hat Wilders nur eine weitere Bühne geboten für dessen Kreuzzug gegen den Islam.

aber nicht, wenn er schreibt:

Es hätte also durchaus Gründe gegeben, den Mann zu verurteilen. Der Freispruch sendet ein falsches Signal.

Gerichte haben keine Signale zu senden oder je nach politischer Atmosphäre zu urteilen. Geert Wilders sendet die Signale schon selbst. Und überhaupt sollten Gerichtsverfahren oder überhaupt juristische Prozesse nicht ins politische und gesellschaftliche Feld der Diskurse, Debatten und Streitigkeiten vorverlagert werden. So könnte es gut passieren, das unliebsame und nonkonformistische Meinungen verboten werden. Je nachdem wie die Stimmung in der Gesellschaft ist. Daher darf man auch nicht die Zustimmung der Gesellschaft als inhaltliches Kriterium zu einer Meinung oder politischen Idee machen. Die Gesellschaft kann sich schnell in einen Mob verwandeln und sich manipulieren lassen. Es ist gut, wenn die Gesellschaft gegen Rassismus, Antisemitismus und Islamfeindlichkeit sensiblisiert ist, aber der Kampf dagegen beginnt dort erst und hört nicht dort auf.

Eine Gesellschaft, die nicht schon von Anfang an davon überzeugt ist, dass Islamfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus etwas schlechtes sind, wird auch nicht durch die „Signale“ von Gerichten verändert. Also darauf sollte man nicht viel setzen.

Es hat sich nichts geändert. Nach Wilders ist vor Wilders.

(weiterführend ist der Kommentar von Hakan unbedingt zu empfehlen!)

Alan Posener: Geert Wilders ist ein Antisemit