Auch wenn Thomas von der Osten-Sacken sich darüber ärgert, finde ich den Artikel „Forciertes Feindbild“ gut. Die Zahl der islamfeindlichen Aussagen und Bestrebungen hat spürbar zugenommen. Davon zeugen auch die vielen Studien, die ich in einem früheren Beitrag verlinkt habe. Die, die sonst hinter jedem schrägen Blick, jede kryptische Aussagen Antisemitismus vermuten stellen sich dumm, wenn es Islamophobie geht. Damit will man sich nicht die Islamkritik madig machen, die eigentlich keine ist. Sie ist nur eine Verächtlichmachung, die sich in All-Sätzen und Pauschalisierung ausdrückt. Kritik erfordert Sachkenntniss, die die „ehrbaren“ Islamophoben vermissen lassen.
Es ist bemerkenswert, wie plötzlich Islamkritik und Israelkritik sich ähneln. Plötzlich argumentieren erstere genauso wie zweitere, die sie sonst so kritisieren. Viele Israelkritiker be-heulen eine vermeindlichen Antisemitismuskeule, während Islamkritiker das gleiche mit der sogenannten Rassismus oder Islamophobie-Keule machen. Anscheinend gehen sie davon aus, das jeder ihre Kritik annehmen muss.
Bernhard Schmidt hat aktuell zum Kölner Rassistenkongress die Aussagen und Einstellungen von Post-Antideutschen auseinandergenommen. Und zeigt wie fadenscheinig sich diese Querfrontler outen. Lesenswert sind auch dieser und dieser.
Sicher ist vieles, was als Islamkritik bezeichnet wird, undifferenzierte Polemik.
Problematisch finde ich aber auch deine Reaktion darauf. Damit geht man der inhaltlichen Auseinandersetzung aus dem Weg. Letztendlich wird es nicht genügen, einfach „Islamkritik=Antisemitismus“ zu rufen. Damit wird die Islamkritik zwar tabuisiert, aber inhaltlich gar nicht aufgegriffen. Somit erhält sie gute Chancen, einen Ruf als „unbequeme, verbotene Wahrheit“ zu erlangen.
Ich schlage darum vor, dass wir uns sachlich, ruhig, durchaus auch selbstkritisch mit selbst der bescheuertsten Hetze auseinandersetzen. Bei seiner keynote speech am Frankfurter Symposium wies auch Prof. Abu Zayd darauf hin, dass die Auseinandersetzung mit Kritikern schon in der Frühzeit viel zur geistigen Entwicklung des Islam beigetragen habe.
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Ich bin erschüttert! Da kracht gerade der Kapitalismus zusammen und unsere linken Reflexkämpfer regen sich darüber auf, dass Bekir Alboga nicht zu Sabine Christiansen eingeladen wurde.
Alboga hatte -von Christiansen abgesehen- reichlich Gelegenheit, islamische Lobbyarbeit im deutschen Fernsehen zu betreiben. Da kommt keine andere Religionsgemeinschaft mit.
Ansonsten würde ich mir nochmal den Unterschied zwischen Antisemitismus und Islamophobie zu Gemüte führen. Antisemiten lehnen die Juden als Menschen ab, sie bestreiten sogar ihr Existenzrecht, dagegen ist Islamophobie nichts anderes als Ideologiekritik. Eine Errungenschaft, die wir der Aufklärung verdanken.
Dass ausgerechnet Marxisten den Islam in Schutz nehmen, ist ja wohl ein schlechter Witz, denn für Marx war die Religionskritik die Voraussetzung jeder Kritik.
Aber nee, eigentlich ist es kein Witz, denn Marx selber war ja nie Marxist.
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@lebowski
Nun, laut Wikipedia ist Islamophobie „ein wissenschaftlicher Begriff [für] die feindselige Ablehnung des Islam als abstrakte Kategorie und der als Minderheit in einer Mehrheitsgesellschaft lebenden Muslime als Personen… Sie äußert sich durch generelle ablehnende Einstellungen gegenüber muslimischen Personen und allen Glaubensrichtungen, Symbolen und religiösen Praktiken des Islams.“
Im Vergleich dazu die Arbeitsdefinition von Antisemitismus des European Monitoring Centre on Racism and Xenophobia (EUMC): „Der Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich in Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nicht-jüdische Einzelpersonen und / oder deren Eigentum, sowie gegen religiöse und nichtreligiöse Einrichtungen der jüdischen Gemeinde.“
Wir haben also auf der einen Seite „Hass gegenüber Juden“, auf der anderen „feindselige Ablehnung der Muslime als Personen“. Vergleiche auch: „gegen religiöse … Einrichtungen der jüdischen Gemeinde“ und die (glücklicherweise bisher zumeist verbalen) Angriffe auf (neu zu bauende) Moscheen.
Die Arbeitsdefinition zählt zu den aktuellen Beispielen von Antisemitismus u.a.:
– „Die Haftbarmachung der Juden als Volk für die (wahre oder angenommene) Tat eines einzelnen Juden, einer einzelnen jüdischen Gruppe oder sogar eines Nicht-Juden.“ Vergleiche hierzu: die Haftbarmachung aller Moslems für die Taten einzelner Moslems (z.B. Selbstmordattentate, 9/11 usw.)
– „Der Vorwurf gegenüber Juden, sie fühlten sich dem Staat Israel oder angeblich weltweiten jüdischen Interessen stärker verpflichtet als den Interessen ihres Landes.“ Vergleicher hierzu: der Vorwurf gegenüber Moslems, sie fühlten sich dem Islam/Koran/Propheten Mohammed stärker verpflichtet als dem deutschen Grundgesetz
– „Lügnerische, menschenverachtende, verteufelnde oder klischeehafte Anschuldigungen gegen Juden oder die Macht der Juden als Kollektiv – etwa die Mythen über eine jüdische Weltverschwörung oder über die Kontrolle der Medien, Wirtschaft, Regierung oder anderer gesellschaftlicher Institutionen durch die Juden.“ Vergleiche hierzu: … Anschuldigungen gegen Moslems (oder die Macht der Moslems als Kollektiv) – etwa die Behauptung, Moslems seien angetreten, Europa zu islamisieren, zu übernehmen usw.
Der Unterschied zwischen Antisemitismus und Islamophobie ist also entgegen Ihrer Darstellung gar nicht so groß. Ganz im Gegenteil: „Islamophobie wird von Sozialwissenschaftlern … zusammen mit … Antisemitismus zum „Syndrom“ Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit gerechnet …“ (Wikipedia) Hier wird auch noch mal klar gestellt, das Islamophobie NICHT mit sachlicher Islamkritik zu verwechseln ist.
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Sind Muslime, die zum Christentum konvertiert eigentlich islamophob, wenn sie sich vor der Folter fürchten, die ihnen in vielen islamischen Staaten dann droht?
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@Antifo
Nö sind sie grundsätzlich nicht. Aber wie kommen sie darauf?
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